Freitag, 31. Mai 2013

Weinrallye #63 - Anbaustopp


Als ich vor etwa drei Jahren mit dem Wein angefangen habe, da war mir nicht im geringsten bewusst, dass es Anbaugebiete gab. Klar, ich las auf der einen Flasche Pfalz, auf der anderen Mosel. Auf wieder einer anderen stand Rheinhessen. Es dauerte so ungefähr ein halbes Jahr, bis ich mal ein Buch in die Hände bekam, dass die Weinbauregionen und -nationen behandelte. Überrascht schaute ich auf die Karte und kratzte mich am Hinterkopf. "Seit einem halben Jahr beschäftige ich mich nun mit Wein, lese und trinke. Und jetzt erst merke ich, dass Wein ja gar nicht überall wächst", dachte ich mir. Für mich war nicht klar, dass die Rebe gewisse Ansprüche an Boden, Ausrichtung und Klima stellte. Wenn ich heute daran zurückdenke komme ich mir ziemlich naiv vor!
Für mich war damit die Idee von Wein außerhalb deklarierter Anbaugebiete erst einmal gestorben. Munter trank ich weiter Gewächse aus Franken, von der Saar, und so weiter und so fort. Doch zufällig stieß ich dann im Internet mal auf einen Artikel über Hobbywinzer. Winzer, die ais reiner Passion nebenberuflich bzw. in ihrer Freiziet Wein anbauten und kelterten. Freilich, sie durften ihren Wein nicht verkaufen, aber für sie war der Verdienst (anscheinend) nicht so wichtig. Die Flaschen dienten hauptsächlich für den Eigengebrauch oder als Geschenk für Freunde und Verwandte. Die Sache sprach mich sofort an, tapfere Leute, dachte ich mir. Ich selbst hatte neben der Schule schon Probleme meine 2 Reben im Garten zu pflegen. Und diese Passionierten hatten eine Menge mehr zu tun! Davor zog und ziehe ich meinen Hut. Noch dazu waren viele dieser Pflanzungen ja außerhalb der Anbaugebiete beheimatet.

Auch in meinem Heimatstädtchen Heilsbronn traf ich auf solch einen Fall, aber dazu gleich noch mehr, erst einmal etwas historisches. 1132 gründete einer der Abenberger Fürsten das Zisterzienserkloster Heilsbronn (damals wurde der Ort von Haholdesbrunn in Halsbrunn umbenannt). Aufgrund des Klosters erhielt der Ort auch einen lateinischen Namen, fons salutis (Brunnen des Heils). Nachdem die "Stadt" viele Jahre unter Schutz der Hohenzollern und Markgrafen von Ansbach stand, war sie ab 1791 unter preußischer Herrschaft. Des öfteren bekam der Ort Besuch vom deutschen  Kaiser, was der Abtei viele Schenkungen wie zum Beispiel Weinberge in Main-Spessart einbrachte.
Doch auch hier in der Region war der Weinbau weit verbreitet, wie Straßennamen à la "Am Rebenzaun" (Heilsbronn) oder "Am Rebstock" in Roßtal und Schwabach beweisen. In der Gegend wurde früher also durchaus Wein angebaut. Dass es jedoch heute noch der Fall ist, das wusste ich nicht.
Ich arbeitete damals noch in dem Laden, in dem mich die Liebe zum Wein überrannt hat! ☻
Eines Tages kam der Chef mit einer komisch anmutenden Flasche daher. Keine Etiketten, einzig und allein ein weißes S zierte die Flasche. "Ist von einem Freund hier aus Heilsbronn. Er hatte ein gutes Jahr und somit genug Flaschen gefüllt, dass auch für mich eine übrig blieb!".

Wenn es um Sachen Wein ging, so waren wir aber Männer der Tat. Und deswegen dauerte es nicht lange, bis die Flasche entkorkt und der Inhalt im Glas war. Und da standen wir vor dem ersten Problem: Was war es denn? Weiß oder rot? Die Farbe glich dem rot-rosanen Ton von Garnelen, vielleicht auch Lachs. Egal, nicht beirren lassen, trinken! Ich roch daran und hatte wirklich einen ganzen Früchtekorb im Glas, wobei es sich passenderweise um heimische Früchte handelte: Apfel, Quitte, Birne. Der Wein baute eine ungeheime Spannung auf. Ich freute mich auf den Eindruck am Gaumen und nahm einen Schluck. Mich schüttelte es von Kopf bis Fuß. Der Wein, so schön er sich auch in der Nase verkaufte, war nicht gerade als Gaumenschmaus zu bezeichnen. Er war unheimlich sauer und bitter zugleich, so bitter, dass von den Aromen nichts mehr zu erkennen wahr. Mit viel Anstrengung glaubte ich, die Quitte zu erahnen. Ich war enttäuscht! Der Wein hatte einen so guten Anfang gemacht und war dann doch so abgestürzt. Aber das ist eine der schlechten Erfahrungen, die man machen kann. Davon darf man sich aber nicht beirren lassen, die muss man abhaken und dann weiter machen.



Deswegen auch mein Appell:
Es gab schon vor Deklarierung der Anbaugebiete andere Gegenden in denen Wein kultiviert wurde. Warum sollte das da heute nicht auch klappen. Es braucht nicht immer einen Steilhang und Südausrichtung!
Außerdem haben wir einen Bonus durch den Klimawandel. Lagen, die jahrzehntelang in Vergessenheit geraten sind, nur nebenbei mit bewirtschaftet wurden erleben heute eine wahre Renaissance. Warum sollen sich durch den Klimawandel nicht auch ganz neue Regionen für den Weinbau erschließen?
Ich habe, bevor ich diesen Artikel hier verfasst habe den Beitrag von meinem Blogger-Kollegen Dirk Würtz zu diesem Thema, dieser Weinrallye mit Interesse gelesen und muss ihm in allen seinen Punkten zustimmen. Muss Wein außerhalb der offiziellen Anbaugebiete wirklich etwas schlechtes sein? Schaffen wir uns mit dem Anbaustopp möglicherweise selber ab?
Ich habe schlechte Erfahrungen mit einem Wein von außerhalb der Anbaugebiete gemacht, das ist richtig. Schlechte Erfahrungen hatte ich aber auch schon mit einem Châteauneuf-du-Pape, mit Chardonnay aus Neuseeland, mit Weinen aus der Pfalz, Baden, Rheinhessen, Franken, von der Mosel, Italien, ...

Gastgeber dieser Weinrallye ist Sebastian Holey von "Weinbau&Oenologie", einem toll aufgemachten Weinblog mit wissenschaftlichem Bezug, Lesetipp von mir!
Die Beiträge der anderen Teilnehmer der Weinrallye werden wie gewöhnlich in einer Zusammenfassung auch auf "Weinbau&Oenologie" verfügbar sein.

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