Mittwoch, 30. Januar 2013

"Sämling 88" - Was zum Teufel ist das?

Einige werden es wissen, andere können es sich wahrscheinlich denken... Hier handelt es sich um eine Rebsorte. Sie hat viele Namen (z.B. "Dr. Wagnerrebe", "S 88" oder einfach nur "88"), doch der hierzulande bekannteste ist "Scheurebe". Eine der, wie ich finde, interessantesten Rebsorten in Deutschland, die nicht nur einen ziemlich breiten Geschmack bedient sondern auch nicht unbedingt großartige, aber auf jeden Fall große Weine hervorbringen kann. Ich mag diese Rebsorte ganz besonders aus einem einfachen Grund: Sie schmeckt mir, ganz einfach! Natürlich gibt es auch schlechte Exemplare davon, aber das kann dann schon wieder teilweise am Winzer liegen und diesen Faktor wollen wir hier mal ganz außen vor lassen!

Deswegen kommen hier jetzt ein paar knallharte Infos zur Scheurebe:
1916 wurde die Scheurebe an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey (das liegt übrigens in meinem Lieblingsanbaugebiet Rheinhessen) von Georg Scheu gezüchtet. Gekreuzt wurde sie aus Silvaner und Riesling, manche Quellen im Internet oder auch Autoren sagen Riesling x unbekannte Wildrebe. 
Die Sorte steht seit 1956 auf der Sortenliste und ist somit geschützt. Die derzeitige Anbaufläche in Deutschland beträgt etwa 1.800 ha (von ca. 100.000 ha, die es in Deutschland insgesamt an Rebfläche gibt), 1.000 ha davon in Rheinhessen, 500 ha in der Pfalz. Die anderen 300 Hektar verteilen sich jeweils zur Hälfte auf die Nahe und die restlichen Weinbaugebiete. In Österreich wird die Sorte, die dort "Sämling 88" heißt vereinzelt angebaut.

Copyright ÖWM / Faber
In der freien Natur erkennt man sie an den mittelgroßen, meist fünflappigen Blättern. Ähnlich der Rebsorte Kerner bleiben die Blätter bis spät in den Herbst dunkelgrün. Die Trauben sind mittelgroß und dicht behangen, die Beeren mittelgroß und gelbgrün. Jetzt höre ich schon einige Skeptiker sagen: "Dicht behangene Trauben. Also eine Sorte, die nur auf Ertrag aus ist!". Meine Antwort: "Ja und Nein! Sicherlich war eines der Ziele, die mit der Züchtung verfolgt wurden den Charakter des Riesling mit dem Wuchs des Silvaners zu kombinieren. Doch diese Rebsorte ist keinesfalls die pure "Beerengeburtsmaschine". Wie bei vielen anderen Rebsorten auch kommt es auf den Winzer an (wollte ich diesen Faktor nicht eigentlich ausschließen?). Arbeitet der Winzer richtig, so können aus der Scheurebe wirklich große Weine entstehen, die, angebaut auf guten Lagen sogar Aussicht auf einen tollen Dessertwein haben! 
Wie schmecken Weine, die aus der Scheurebe gekeltert wurden?
Wie die schmecken? Das verrate ich euch doch nicht! Das müsst ihr schon selber herausfinden, also einfach mal eine Flasche besorgen (am besten gleich eine, die sicher von einem guten Winzer kommt. Schon um die 6-7 € gibt's da echt geile Weine!) und einfach drauf lostrinken, wenn man Lust hat. Denn: Scheurebe geht immer! :-)

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