Sonntag, 1. Juli 2012

Sekt, Secco und das Jubiläum

110 Jahre ist es her, auf den Tag genau am 1.Juli 1902 wurde die "Schaumweinsteuer" eingeführt. Damals waren es 50 Pfennig auf jede Flasche Sekt, mit deren Hilfe man die kaiserliche Kriegsmarine finanzierte. 1933 wurde die Steuer dann wegen der Wirtschaftskrise abgeschafft. Doch ihr großes Comeback erlebte sie unter wiederum traurigen Umständen 1939. Damals wurde sie vom NS-Regime wieder eingeführt, um die U-Boot-Flotte zu bezahlen. 1949 dann übernahm die BRD die Steuer und profitiert seither von dessen Einnahmen. Aber soviel zur Geschichte!

Was ist die Sektsteuer heute?
Die Sektsteuer unterscheidet zwei Arten von "schäumenden, aus Wein gemachten Getränken" (hey, ein Neologismus, cool!), ich räume erst einmal mit einem Irrtum auf: Sekt und Secco sind nicht das gleiche! Sekt erhält seine Kohlensäure während einer zweiten Gärung des Grundweins. Bei Secco wird die Kohlensäure meist künstlich nach der ersten Gärung zugefügt. Nach diesem Vorgang kommt er meist sofort in den Verkauf. Aber wie kann ich als Verbraucher unterscheiden, was Sekt und Secco ist, wenn ich keine Ahnung habe, was die Bezeichnungen auf dem Etikett bedeuten und eh alles gleich aussieht? Hier eine grobe Regel, die sich in der Praxis bewährt hat, aber Vorsicht, es gibt keine Garantie:

Sektflaschen haben ein Drahtgeflecht (die sogenannte Agraffe), 
die den Korken in der Flasche hält. Flaschen, die Secco enthalten,
haben so etwas zu 99,99 % nicht!

Aber warum?
Sekt ist im EU-Recht, neben der Auflage der zweiten Gärung, als solcher zu bezeichnen, wenn er bei 20° in der Flasche einen Druck von 3,0 bar hat. Secco liegt mit maximal 2,5 bar ganz klar darunter. In der Praxis hat Sekt aber sogar bis zu 6 bar Kohlensäuredruck, also mehr als doppelt so viel wie ein Autoreifen! Beim Secco hält der Verschluss also ohne Agraffe, während Sektflaschen beim Transport aufgrund des hohen Drucks wohl ziemlich schnell ihren Korken verlieren würden! 

Wie hoch ist die Sektsteuer?
Derzeit beträgt die Seksteuer 136 Euro pro Hektoliter. Das sind auf eine Flasche umgerechnet 1,02 €. Bei Sekt mit einem Alkoholgehalt von unter 6 Vol-% sind es nur noch 0,38 € (also 51 Euro pro Hektoliter). Laut Statistischem Bundesamt nahm der Staat 2011 eine Summe von 454 Millionen Euro ein, nur mit der Schaumweinsteuer. Secco ist, weil er nicht unter die Kriterien fällt, von der Steuer befreit.

Die Moral von der Geschichte?
Trinkt mehr Sekt! Daraus werden Straßen, staatliche Schulen, usw. gebaut! Wenn wir schon einmal einen Grund haben um zu Genießen, dann sollten wir ihn auch ausnutzen!